First Vienna Bilingual Middle School


Im Rahmen der einzigen englischsprachigen Lehrveranstaltung an der KPH besuchen wir eine zweisprachige Mittelschule (5.-8. Klasse) im 10. Bezirk in Wien. Die Dokumentation müssen wir auf Englisch schreiben, doch das will ich euch ersparen. 😄
Die Schule besteht aus der Vienna Bilingual School (VBS) und dem Dual Language Programme (DLP). Wir besuchen zwei VBS- und zwei DLP-Klassen. In ganz Wien gibt es nur drei VBS-, jedoch 20 DLP-Schulen. Seit ca. fünf Jahren werden nur Kinder aus dem 10. Bezirk in eine DLP-Klasse aufgenommen. Eine VBS-Klasse hingegen wird von Kindern aus ganz Wien und Niederösterreich besucht. Für die Aufnahme in eine DLP-Klasse gibt es keinen Eintrittstest und auch keine Voraussetzung für besondere Englischkenntnisse. Für die Aufnahme in eine VBS-Klasse finden nächste Woche Orientierungsgespräche statt. Daran nehmen jeweils vier Kinder und drei Lehrpersonen teil. Die Kinder werden bezüglich ihrer Englisch- und Sozialkompetenzen getestet. Für die Aufnahme in eine VBS-Klasse muss ein Kind ausreichende Kompetenzen in beiden Bereichen mit-bringen. Die Deutschkompetenzen werden nicht erfasst, somit ist das Vorwissen der Kinder in einer VBS-Klasse sehr heterogen. Erreicht ein Kind die erforderten Voraussetzungen nicht, wird es einer DLP-Klasse zugeteilt. Die Kinder, welche dort geschult werden, sind nicht englischsprachig und haben auch nicht die Möglichkeit, in der 7. Klasse Französisch oder Spanisch als Freifach zu wählen.
An der Schule werden keine Kinder mit besonderen Bedürfnissen beschult. Dies lässt den Verdacht aufkommen, dass es sich hier – pardon – um eine Eliteschule handelt. Was mich auf Grund dieser Voraussetzungen etwas verwundert, ist, dass die Klassen meistens von zwei Lehrpersonen unterrichtet werden. Dass eine Schule wie die Integrative Lernwerkstatt Brigittenau oder die Leopoldschule die-se Ressourcen erhalten, ist nachvollziehbar, da dort ein grosser Teil der Schüle-rinnen und Schüler sonderpädagogischen Förderbedarf aufweisen. Vielleicht ist an der VBS und DLP die Zweisprachigkeit der Grund, warum mehr Ressourcen als üblich zur Verfügung gestellt werden. Frau Hafner teilt uns mit, dass sie für eine Klasse 39 Lektionen erhält. Da die Kinder jedoch weniger Unterrichtslektio-nen haben, können die übrigen Lektionen für Teamteaching aufgewendet werden. An der VBS werden sogar noch 6 Lektionen mehr zur Verfügung gestellt.

Folgende Grafik zeigt die Struktur der VBS:

  • Blaue Säule: Die Kinder werden in D1, D2 (Deutsch als L1, Englisch als L2) oder E1, E2 (Englisch als L1, Deutsch als L2) eingeteilt. Unterrichtet wird in Englisch oder Deutsch. Eine VBS kann langfristig nur bestehen bleiben, wenn sich das Verhältnis von englisch- und deutschsprachigen Kindern etwa in der Waage halten. Dieses Gleichgewicht ist für die VBS im 10. Bezirk in Gefahr, da sich immer weniger englischsprachige Kinder anmelden. Die Zukunft der Schule steht also auf wackeligen Beinen.
  • Grüne Säule: Die Fächer Mathematik, geometrisches Zeichnen, Geschichte-Sozialkunde-Politische Bildung, Geografie und Wirtschaftskunde, Biologie und Umweltkunde, Physik sowie Chemie werden zweisprachig unterrichtet.
  • Rote Säule: Ernährung und Haushalt, Musikerziehung, Bildnerische Erziehung sowie Bewegung und Sport werden in Deutsch oder Englisch unterrichtet.
Weitere verbindliche Übungen sind Lerncoaching und Berufsorientierung. Auf der 7. und 8. Schulstufe eine zweite lebende Fremdsprache oder ein weiteres Fach aus dem naturwissenschaftlichen Bereich angeboten.
Die Kinder können weiter freiwillig einen musisch-kreativen oder Bewegungs-Schwerpunkt setzen.

Organisation der VBS

Jede Schulstufe besteht aus vier Klassen. A und B sind dabei VBS-Klassen, C und D die DLP-Klassen.
Zuerst besuchen wir eine 3A-Klasse in Biologie (7. Klasse, VBS). Zwei Lehrerinnen halten den Unterricht auf Englisch und Deutsch. Der Unterricht findet aus-schliesslich frontal statt, es herrscht Ruhe im Raum. Das muss aber noch nicht heissen, dass die Jugendlichen bei der Sache sind. Die Lehrerinnen besprechen mit den Jugendlichen die unterschiedlichen Gesteinsarten auf Englisch und Deutsch. Die Begriffe werden zudem an der Wandtafel visualisiert. Anschliessend hängen sie Bilder von verschiedenen Steinen an die WT. Von hinten sind die Abbildungen leider nicht so gut zu erkennen. Die Jugendlichen können auf Englisch oder Deutsch antworten. Dann erhalten sie ein Arbeitsblatt. Gemeinsam wird der Titel Processes oft he Rock Cycle angeschrieben. Es geht nun darum, diesen Prozess mit unterschiedlichen, vorgegebenen Begriffen (Deutsch/Englisch) zu be-schreiben. Für uns endet hier der Besuch, wir müssen weiter.
Nun besuchen wir eine Geografie-Lektion in der 1C (5. Klasse, DLP). Es handelt sich dabei um International Studies, weshalb der Unterricht auf Englisch gehalten wird. An der Wandtafel stehen 16 europäische Länder, die im Unterricht noch nicht behandelt wurden. Zuerst müssen die Kinder die nummerierten Länder von der Wandtafel abschreiben, anschliessend suchen sie sie in einem Atlas und no-tieren die entsprechende Zahl auf eine leere Europakarte. Der Unterricht ist viel unruhiger als in der 3A, dafür herrscht mehr Eigenaktivität. Abschliessend be-sprechen die Lehrerinnen die Lösung am Hellraumprojektor. Ich bin erstaunt, dass Europa bereits in der 5. Klasse behandelt wird. In der Schweiz kommt das Thema erst ab der 7. Klasse vor.
Der dritte Besuch findet in der Klasse 1A statt. Weil die Lehrperson krank ist, springt eine andere Lehrerin ein, die eine Geografie-Lektion hält. Zuerst wieder-holen die Kinder Flüsse und Hauptstädte Europas. Anschliessend erhält jedes Kind ein leeres Blatt. Die Lehrerin teilt jedem Kind mit, welches Land es darauf schreiben soll. Dann werden die Blätter weitergereicht und jedes Kind muss das Land und dessen Hauptstadt nennen. Leider findet hier für das einzelne Kind wenig echte Lernzeit statt.
Interessant finde ich den letzten Besuch in der Klasse 4C. Im Computerraum müssen die Jugendlichen Kompetenzbogen ausfüllen, die sie bereits mit der Lehrperson besprochen haben. Grundsätzlich handelt es sich dabei um eine Selbsteinschätzung, die von der Lehrperson unterschrieben wird (oder auch nicht). Diese müssen sie bei der Bewerbung für eine weiterführende Schule einreichen. Die elektronischen Checklisten werden zu folgenden Kompetenzbereichen angeboten:
  • Computerkompetenz
  • Lernkompetenz
  • Soziale Kompetenz und Bürgerkompetenz
  • Eigeninitiative und unternehmerische Kompetenz
  • Kulturbewusstsein und kulturelle Ausdrucksfähigkeit
In jedem Schuljahr wird mindestens eine Kompetenz als Schwerpunkt gewählt, beurteilt und dem Zeugnis beigelegt. Im Januar der 4. Klasse müssen alle fünf Kompetenzen bearbeitet werden, ausserdem findet ein Talentcheck vor Weih-nachten statt. An den NMS in Wien sind die Kompetenzbogen verpflichtend. Als Grundlage dient der Europäische Referenzrahmen für Bildung (2006).
Link zum Herunterladen der Ergänzenden differenzierenden Leistungsbeschreibung (edL).

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